Tatiana Kisseleff: Ein Leben für die Eurythmie
Tatiana Kisseleff: Ein Leben für die Eurythmie
Autobiographisches ergänzt von Brigitte Schreckenbach
"Tatiana Kisseleff begegnete 1911/12 erstmals Rudolf Steiner und erfuhr von ihm sogleich ihre große Lebensaufgabe. 1914 wurde sie als erste Eurythmistin von ihm nach Dornach gerufen, um hier die Eurythmie aufleben zu lassen. Die noch etwas Zögernde drängte er mit solchen Worten:
Sie könne die Eurythmie vor der ihr drohenden Seelenlosigkeit bewahren und ihren wahren geistigen, sakralen Hintergrund erhalten. Was ist daraus geworden? Als ich Tatiana Kisseleff 1956 einmal fragte, ob sie sich eine bestimmte Eurythmie-Aufführung angesehen habe, antwortete sie mir: „Ich schaue mir so etwas nicht an, das hat doch nichts mehr mit Eurythmie zu tun.“ Über eine solche Antwort war ich höchst erschrocken, weil ich selbst seit drei Jahren ausgebildete Eurythmistin war und das Dargebotene durchaus als Eurythmie ansah.
Ich fragte sie nicht danach, wie sie das meinte, sondern reihte mich in die Gruppe derer ein, die mit ihr arbeiteten und gab mir Mühe, wahrzunehmen und zu erfahren, was bei ihr anders sein könnte, was sie anders haben wollte. Sie kritisierte nicht direkt die Eurythmie anderer. Sie stellte einfach ihre Eurythmie dar. Zweimal sieben Jahre konnte ich sie im Tun erleben, stets mit der Frage: Was kann ich mehr und mehr von ihrer Kunst erfahren? Mehr als viermal sieben Jahre fragte ich mich danach: Was war es gewesen?"
Brigitte Schreckenbach