Michael Wortmann: Wir erlebten ihn noch: Rudolf Steiner
Michael Wortmann: Wir erlebten ihn noch: Rudolf Steiner
Späte Gespräche mit Zeitzeugen: Siegfried Pickert, Hedwig Schmidt, Ingeborg Goyert, Rahel von Glenck geb. Ruhtenberg, Margarete Proskauer geb. Unger, Wolfgang Greiner, Maria Jenny geb. Schuster, Gerda Frass geb. Spinkler, Einführung Dr. Klaus Dumke, Rundgespräch in der Rudolf-Steiner-Nachlassverwaltung
Das Buch gibt Gespräche wieder, die der Autor im von ihm sogenannten ‘Chancenjahr 2000’ mit ausgewählten letzten Zeitzeugen Dr. Rudolf Steiners (1861-1925), dem Begründer der Anthroposophie, in Deutschland bzw. im benachbarten Ausland geführt hat. Sowohl namhafte Vertreterinnen und Vertreter anthroposophischer Tochterbewegungen, – in den frühen zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts noch im Studenten- bzw. Schüleralter stehend –, kommen zu Wort als auch weniger bekannte Persönlichkeiten, durch die ein Blick geworfen werden kann hinter die Kulissen eines sich auch ganz praktisch zeigenden geistigen Aufbruchs. Dieser Aufbruch zog Suchende vielerlei Alters und vielerlei Herkunft an und versammelte sie nicht nur auf dem Dornacher Hügel bei Basel, sondern auch in den anderen rasch wachsenden Zentren des anthroposophischen Lebens wie Stuttgart, Berlin oder Jena.
Rudolf Steiner selbst erscheint in den Gesprächen beispielsweise als persönlich Ratender, wodurch etwa in Medizin, Heilpädagogik oder mit der Gesamtschulidee ‘Freie Waldorfschule’ ganz neue Richtungen entwickelt werden konnten, deren Fruchtbarkeit nicht zuletzt durch die Lebensläufe der hier Befragten menschlich eindrucksvolle Bestätigung gefunden haben. Aber auch die Facette eines mit entfesselter Gegnerschaft ringenden Rudolf Steiners, dem ‘sein’ Erstes Goetheanum durch Brandstiftung verlorenging und der dennoch durch die Dornacher Weihnachtstagung 1923 auf 1924 einen weiteren Impuls zu geben versuchte, kommt hier in den Blick. Mit zwei TeilnehmerInnen dieser aktuell wieder in den Blickpunkt geratenen Weihnachtstagung wurden Gespräche für das Buch geführt. Frau Jenny ist nunmehr offenbar die einzige noch lebende Zeugin dieses Geschehens.
Die Texte sind aufgelockert durch eingefügte Hintergrundinformationen, Bildmaterial sowie ausgewählte Zitate aus dem Gesamtwerk Rudolf Steiners, wodurch der impressionistische Charakter der Interviewform im Sinne zusätzlicher ‘Denkeinlagen’ erweitert wird.
Michael Wortmann, geboren 1952 und aufgewachsen im ostholsteinischen Eutin, studierte in Kiel Biologie und Geografie. Dort stieß er durch einen Job in einer heilpädagogischen Einrichtung auf die Anthroposophie. Veröffentlichungen seit der Schulzeit, darunter zum Ökologischen Landbau und zur Zeitgeschichte. Seit dem Jahre 2000 u. a. befaßt mit der Erforschung von Leben und Werk des F. A. Eschen, einem bisher wenig bekannten Vertreter des ‘Jenaer Aufbruchs’ um 1800. Wortmann lebt mit Familie in Lübeck.