Ergen Yu: Frühling in Japan

Gedichte

Neues Leben              
Es kommt! Es strömt! Beginnt zu fließen!
Leben nimmt seinen wilden Lauf.             
Sich rot und restlos auszugießen
stößt es lachend die Tore auf.                     

– Wie lange standen wir im Regen
und hämmerten, vergossen Blut,
Herzblut, ohne sie zu bewegen:
nichts regte sich. Nun ist es gut.

Nun wird es Frühling, Vögel singen,
die Sonne scheint, der Wind geht mild,
der Liebe wachsen neue Schwingen
– jedwede Sehnsucht wird gestillt. 

Das Herz geht auf, die Dämme brechen
und plötzlich lastet nichts mehr schwer!
Wie damals leuchtet das Versprechen
blau wie die Hoffnung auf das Meer.

Delfine mögen darin spielen,
oder ein Wal in seiner Kraft:
wir sind geborgen unter Vielen.
Wir sind das, was das Leben schafft!

Das große, rätselhafte Wehen,  
das wundersame, fremde Kind:
in dessen Augen Sterne stehen
– und Menschen ein Gelingen sind.